Zur Geschichte des Amtes
Das LWL-Archivamt für Westfalen ist seit 1927 Partner der kommunalen und privaten Archive in Westfalen-Lippe.
Seine Gründung als Beratungsstelle für die nichtstaatlichen Archive Westfalens beim Provinzialverband ist eng verbunden mit der vier Jahre zuvor erfolgten Gründung des Vereins der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive. Dieser Verein wurde im Dezember 1923 auf Initiative des aus Dorsten stammenden Historikers Heinrich Glasmeier (1892-1945) gegründet, der als Archivar des Grafen von Landsberg-Velen den Handlungsbedarf für die Sicherung und Ordnung der Adelsarchive in Westfalen erkannte. In seinem Arbeitgeber Maximilian Graf von Landsberg-Velen fand er einen Mitstreiter, dessen Werben für die Gründung eines westfälischen Adelsarchivvereins bei seinen Standesgenossen raschen und zugleich nachhaltigen Erfolg hatte. Der Verein besteht bis heute.
Durchaus nach dem Vorbild des Adelsarchivvereins entschied sich der Westfälische Provinzialverband 1927 zur Gründung einer Archivberatungsstelle, da er denselben Handlungs- und Unterstützungsbedarf „für die kleinen und mittleren Städte, Gemeinden, Kirchengemeinden und sonstigen öffentlichen Körperschaften" erkannte. Deren Leitung wurde Glasmeier übertragen, der diese Funktion ehrenamtlich übernahm, während er im Hauptamt weiterhin Direktor der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive blieb.
Man darf Glasmeiers Verdienste um die heute vergleichsweise dichte und wohlorganisierte westfälische Archivlandschaft allerdings nicht würdigen, ohne gleichzeitig seine spätere, im Nationalsozialismus überaus erfolgreiche Karriere zu skizzieren: Als Mitglied der NSDAP und später der SS stieg Glasmeier, indem er seine exzellenten Kontakte bis in die Spitzen der Partei nutzte, mit der persönlichen Protektion Hitlers in die höchsten Ämter des Rundfunks auf, 1933 wurde er Intendant des Westdeutschen Rundfunks, 1937 dann „Reichsintendant und Generaldirektor der Reichsrundfunkgesellschaft".
Der vormalige Leiter des Archivamtes, Norbert Reimann, hat sowohl die äußerst zwiespältige Biografie Glasmeiers in allen Facetten nachgezeichnet als auch die Frühgeschichte des Amtes.
- Norbert Reimann, Heinrich Glasmeier in: Westfälische Lebensbilder, Band 17, 2005 (PDF, nicht barrierefrei)
- Norbert Reimann, Kommunales Engagement und Privatinitiative - 75 Jahre nichtstaatliche Archivpflege in Westfalen, in: Archivpflege in Westfalen-Lippe 57 (2002) (PDF, nicht barrierefrei)
Heute berät das LWL-Archivamt als Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Archive der Mitgliedskörperschaften, aber auch private Archive in allen archivfachlichen und technischen Fragen. Die Unterstützung reicht von er Beratung vor Ort bis hin zur finanziellen Förderung für die spezifischen Archiveinrichtung.
Das LWL-Archivamt ist aber nicht nur beratend für andere Archive tätig, sondern unterhält auch ein eigenes: Im Archiv LWL wird die seit dem frühen 19. Jahrhundert entstandene Überlieferung der Einrichtungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und seines historischen Vorgängers, des preußischen Provinzialverbandes, archiviert.
Daneben befindet sich auch das Westfälische Literaturarchiv mit seinen literarischen Nachlässen bei uns im Haus. Seit seiner Gründung 2001 wachsen seine Bestände stetig. Es dokumentiert das literarische Schaffen in Westfalen und von Westfalen.
Die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e.V. unterhalten im LWL-Archivamt ein eigenes Archivdepot. Die Mitgliedsarchive werden vom LWL-Archivamt betreut, ihre bedeutende, bis weit in das Mittelalter zurückreichende Überlieferung an Urkunden und Akten wird im Lesesaal für die Benutzung bereitgestellt.